Wenn wir von einen bedeutungsvollen Einschnitt am Arbeitsplatz sprechen, zählt mit Sicherheit der persönliche Verlust eines vertrauten Kollegen oder einer Kollegin dazu. Eine sehr menschliche Reaktion ist die spontane Verdrängung: Weitermachen wie bisher. Bloß nicht zu lange darüber nachdenken. Der Tod ist kein wirkliches Thema in unserer Kultur, erst recht nicht in der durchschnittlichen Unternehmenskultur. Für die Verdrängung eines Themas, das zum Leben dazugehört, zahlen wir einen hohen Preis.
Wenn jemand Vertrautes in unserem unmittelbaren Umfeld stirbt, hinterlässt das nicht nur Trauer, sondern auch Angst. Beides sind sehr kraftvolle Emotionen. Werden sie unterdrückt, führt das in der Regel zu innerem Rückzug, äußeren Widerständen und im schlimmsten Fall zu Depressionen. Die Leistungsfähigkeit leidet enorm. Die Menschen sind oftmals mit ihrem Leid allein.
Wir erleben immer mehr, dass Unternehmen sich der nötigen Trauerarbeit stellen. Es werden Arbeitszeiten und Räume zur Verfügung gestellt, um sich gemeinsam an die Verstorbenen zu erinnern. Es darf über die Gefühle gesprochen werden. Das verbindet und erleichtert die Betroffenen.
Wir haben auch erlebt, dass in Teams, die keinen Raum für diese Trauerarbeit geschaffen haben, das Thema so lange im Raum bleibt, bis alle bereits sind, darauf zu schauen. Hier ist die Führung gefragt, sehr verantwortlich und behutsam mit umzugehen. Vielleicht auch bei sich selbst zu schauen: Was macht der Verlust des Kollegen, der Kollegin mit mir?